Holz-Mountainbike

Projektarbeit

Zwei Schüler aus Münstertal bauen Mountainbike aus Holz

Viel zu schade für wilde Fahrten: Johannes Bläsi und Florian Gutmann haben für ein Schulprojekt ein Mountainbike aus Holz gebaut. Dafür wurden sie mit der Höchstnote belohnt.

Fr, 03. Juli 2015 20:29 Uhr
Artikel aus der gedruckten Badischen Zeitung von: Gabriele Hennicke

Holz-MountainbikeEin echtes Schmuckstück ist das hölzerne Mountainbike, das Florian Gutmann (links) und Johannes Bläsi gebaut haben. Foto: Gabriele Hennicke

Es besticht durch sein besonderes Design, sein Material und seine matt glänzende Eleganz. Gebaut haben das Mountainbike mit dem Holzrahmen aus Schichtplatten die Schüler Johannes Bläsi und Florian Gutmann aus Münstertal. Das Bike wird allenfalls für die Fahrt zum Bäcker benutzt werden. Für Downhill-Fahrten durch den Wald ist es zwar durchaus geeignet, die Gefahr, dass es dabei beschädigt wird, ist den beiden jedoch zu groß.

Entstanden ist das Holzbike im Rahmen einer Projektarbeit am Technischen Gymnasium Müllheim. Die Schüler der 12. Klasse sollten ein Projekt managen, bei dem sie mit einer Partnerfirma zusammenarbeiten. „Die Idee, ein Holz-Bike zu bauen hatten wir schnell, allerdings wusste ich auch, wie viel Arbeit das ist, und war zuerst nicht so dafür“, sagt Johannes Bläsi.
Schließlich hatte er schon als Abschlussprojekt an der Hauptschule ein Laufrad für Erwachsene gebaut. Der 19-jährige Johannes ist ein erfolgreicher Mountainbiker. Bei der Deutschen Meisterschaft 2015 wurde er Fünfter, in der Bundesliga-Gesamtwertung liegt er in der Klasse der U23 auf dem zweiten Platz. Fast jedes Wochenende ist er während der Mountainbike-Saison bei einem Rennen unterwegs.
Dank Florians Überredungskunst machten sich die beiden Cousins dann doch ans Werk. Sie recherchierten im Internet nach Vorbildern, entwickelten eine ungefähre Form und legten die Eckmaße für Rahmen, Radaufhängung, Kurbel und Federgabel fest. Im Januar gaben sie den geforderten Projektordner mit den festgelegten Prozessen und Zeitschiene ab.
Die beiden hatten nicht nur eine, sondern gleich zwei Partnerfirmen gewonnen, denn eines war klar – ohne professionelle Unterstützung und Know-how würde es nicht gehen: Harald Glaser mit seiner Firma Fahrrad Glaser in Sulzburg für die Fahrradtechnik, fürs Schreiner-Know-How Nachbar Jürgen Steible mit seiner Firma Holzpunkt Schreinerei Steible in Münstertal. „Die beiden haben wirklich viel Zeit investiert und das, obwohl sie sehr viel Arbeit haben“, sagt Florian Gutmann dankbar. Dafür dürfen sie das Holzbike bei Ausstellungen, Messen und im Schaufenster präsentieren, das ist der Deal, den die beiden mit den Firmeninhabern vereinbart haben.
Viel Arbeit in heimischer Werkstatt
Der Bau des Bikes war zwar ein Schulprojekt, die meiste Arbeit haben die beiden Schüler jedoch in der heimischen Werkstatt gemacht. Als Erstes haben die beiden eine Schablone in Originalgröße aus Pappe hergestellt, anschließend die grobe Form des Bikes aus einer zweieinhalb Zentimeter dicken Schichtholzplatte herausgesägt.
Und dann immer wieder – je nach der erforderlichen Stärke des jeweiligen Bauteils – weitere Platten aufgeklebt. „An der dicksten Stelle waren es zehn Platten“, erinnert sich Florian Gutmann. „Wir haben Schichtholz ausgewählt, weil es toll aussieht und weil es sehr stabil ist.“
Besonders schwierig waren die Bohrungen für Sattel, Lenker, Kurbeln und Hinterradachse. Hier half Schreiner Steible. Für die Aufhängung der Schaltung und der Scheibenbremse musste zudem gefräst werden. Was war die meiste Arbeit? „Das Schleifen“, sagt Johannes, „das Sägen und Kleben“, meint der 18-jährige Florian. Zuerst haben die beiden den zusammengeleimten Rahmen grob mit dem elektrischen Hobel bearbeitet, anschließend ging es ans Schleifen mit der Schleifmaschine.

Die Väter Thomas Bläsi und Axel Gutmann standen den beiden immer mit Rat und Tat zur Seite. „Oft haben wir gemeinsam überlegt, was jetzt der nächste Schritt ist, vieles mussten wir einfach ausprobieren“, erinnern sich die Jugendlichen. Je näher die Projektpräsentation in der Schule rückte, desto größer wurde der Druck.
Schreiner Steible lackierte das Holzrad, schliff ab, lackierte erneut. Harald Glaser installierte die Fahrradteile. „Das sollte auf jeden Fall fachgerecht sein, das war unserem Lehrer ganz wichtig“, sagt Florian. Gerade rechtzeitig wurde das Holzbike schließlich fertig. 15 Punkte, also die Bestnote, erhielten die beiden dafür.

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