IFBM-Drehscheibentag

Individuelles Lernen als Methode

Die Müllheimer Georg-Kerschensteiner-Berufsschule gehört landesweit zu vier Projektschulen.

Do, 20. April 2017
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: mps

MÜLLHEIM (mps). Die Methode des individuellen Lernens hat sich an Gemeinschaftsschulen seit längerer Zeit bewährt. Nun soll sie auch in den Berufsschulen Einzug halten. Die Müllheimer Georg-Kerschensteiner-Schule ist dabei eine von vier Projektschulen landesweit. Beim sogenannten Drehscheibentag tauschten sich nun Lehrkräfte über bisherige Erfahrungen aus.

Es war das dritte Treffen im Rahmen des Schulversuchs „Individuelle Förderung in der Berufsschule im Berufsfeld Metalltechnik“ (IFBM). Der Grundsatz lautet: Individuelles Lernen im Rahmen des Berufsschulunterrichts, um die unterschiedlichen Leistungsstärken der Berufsschüler besser zu berücksichtigen und die künftigen Fertigungsmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer erfolgreich zum Ausbildungsabschluss zu bringen. Dabei schielen die Vertreter des Kultusministeriums und der am Schulversuch beteiligten Berufsschulen auf den Erfahrungsschatz des individualisierten und eigenverantwortlichen Lernens an den Gemeinschaftsschulen. Die Besonderheit: Während die Gemeinschaftsschulen Vollzeitschulen sind, müssen die Berufsschulen die individuelle Förderung auf ihre Unterrichtsstruktur übertragen. Und das scheint alles andere als einfach, wie der Erfahrungsaustausch beim Drehscheibentag in Müllheim zeigte. An vier Schulen, die jeweils einen Regierungsbezirk repräsentieren, läuft nun das IFBM-Projekt im dritten Schuljahr. Für den Regierungsbezirk Freiburg nimmt die Müllheimer GeorgKerschensteiner-Schule teil. Das individualisierte Lernen stellt, das berichteten die Lehrer, besondere Herausforderungen dar. Beispielsweise müsse die Methode auf die Anforderungen des Blockunterrichts wie in Müllheim angepasst werden.
Verantwortlich für die Umsetzung des Schulversuchs an der Georg-Kerschensteiner-Schule ist das Team um Christof Schütter. „Bei der Umsetzung der offenen Lernzeit lief nicht immer alles rund“, erzählt er bei der Vorstellung des Müllheimer Weges. Besonders organisatorische Herausforderungen und die lösungsorientierte Entwicklung erforderte großes Engagement der Lehrkräfte. Durch die heterogene Schülerschaft mit zum Teil großen Lernschwächen musste bei der Entwicklung einzelner Unterrichtsbausteine ganz genau hingesehen werden. Das zu erprobende Unterrichtskonzept berücksichtige mehr als bisher diese Heterogenität in den Berufsschulklassen, die von Schülern mit teils ganz unterschiedlichen Abschlüssen besucht werden. Vorgegeben wurde ein Basismodell, das den teilnehmenden Projektschulen Handlungsfelder liefert. Dabei geht es um Begriffe wie Beziehungsgestaltung, Diagnose und Förderplanung sowie die Lernzeitgestaltung. Und genau da schließen sich Erfahrungswerte aus der Gemeinschaftsschule an. Im Zuge des Schulversuchs werden konkrete Elemente erprobt und bei Bedarf auch angepasst.
Über diese Entwicklungen diskutierten nun die Vertreter der verschiedenen Berufsschulen mit Fachleuten aus dem Kultusministerium und der Regierungspräsidien. Ein wichtiges Instrument, das machten Christof Schütter und seine Kollegen deutlich, seien die regelmäßigen Lernbegleitgespräche. Der von den Schülern ausgesuchte Lehrer des Vertrauens identifiziert gemeinsam mit seinen Schützlingen Lernhindernisse und entsprechende Lösungen. Offene Lernzeit mit fachlich bezogenen Selbstlern- und Übungsblättern ist ebenso ein zentrales Themen wie die Selbstorganisation und die individuelle Reflexion mit Hilfe von Kompetenzrastern.
An die Methodik der Gemeinschaftsschule erinnert auch die Planung des persönlichen Lernweges mit einer Lernagenda und einem didaktischen Jahresplan, die nicht nur fachliche Inhalte wiedergeben, sondern auch Kompetenzen und Methoden fächerübergreifend dokumentieren. Dabei werden, so Schütter weiter, Regeln, Rituale und eigenverantwortliche Entscheidungen berücksichtigt. Sie sollen das individuelle Lernen und die Teamarbeit erleichtern. Die entsprechenden Rahmenbedingungen setzt die Schule mit der Planung des Stundenplans, mit der Zuweisung von Räumen, Lehrkräften und der Zuweisung von Unterrichtsstunden. Als konkretes Projekt gilt es, eine Presse herzustellen. Ziel der Drehscheibentage ist der Erfahrungs- und Meinungsaustausch mit Vertretern der beteiligten Projektschulen und den Repräsentanten des Kultusministeriums, der Regierungspräsidien und der Lehrerseminare. Konkret hieße das, so formulierte es das Kultusministerium, Informationen zur Umsetzung zu erhalten, die die besonderen Möglichkeiten und Beschränkungen der Berufsschulen, beispielsweise mit Blick auf den Teilzeitunterricht, berücksichtigen. Zur Evaluation konnte das Lehrerteam der Georg-Kerschensteiner-Schule aus seinem Erfahrungsschatz einiges beitragen.

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