Freie Bahn für neue Lernmethoden

Freie Bahn für neue Lernmethoden (veröffentlicht am Mi, 24. Januar 2018 auf badische-zeitung.de)

Von Beatrice Ehrlich Mi, 24. Januar 2018 Müllheim

Mit Tablets werden an der Kerschensteiner-Schule passgenaue Lernangebote geschneidert.

MÜLLHEIM. Für eine noch effektivere freie Lernzeit: Im Rahmen eines Schulversuchs des baden-württembergischen Kultusministeriums werden Schülern und Lehrern der zweijährigen Berufsfachschule für pädagogische Erprobung (BFPE) als einer von landesweit fünf Schulen kostenlos Tabletcomputer zur Verfügung gestellt.

Im Klassenzimmer in dem Schulgebäude der Georg-Kerschensteiner-Schule am Schillerplatz herrscht konzentrierte Stille. Manche Schüler haben ihr Tablet vor sich aufgestellt, andere beugen sich über ihren Collegeblock oder Bücher. Stichwort individuelles Lernen: In der freien Lernzeit ist jeder Schüler mit dem beschäftigt, was für ihn gerade ansteht. Während die einen für eine Mathematikarbeit lernen, lösen andere Physikaufgaben, weitere Schüler verbessern mit Hilfe des Computers ihr Deutsch. Am Pult sitzt ihr Mathematiklehrer Marc Pfeifer, der die Aufgaben zum Teil selbst entwickelt hat und sie über das Kultusministerium auch an andere Modellschulen weitergibt.

Pfeifer ist überzeugt vom Mehrwert des Einsatzes von Tablets im Unterricht. Dass die Wahl auf iPads der Firma Apple gefallen ist, habe damit zu tun, dass sie einfach zu verwalten und nicht so teuer seien wie vergleichbare Produkte. Das Land Baden-Württemberg steht dahinter mit einem entsprechenden Rahmenvertrag mit dem Unternehmen. Die Tablets werden nahezu täglich genutzt, auch der private Einsatz ist den Schülern erlaubt. Erst am Ende des Schuljahrs werden sie wieder eingesammelt. Stichwort Medienkompetenz: Durch den angeleiteten Einsatz in der Schule würden die Schüler lernen, ihre Geräte gewinnbringend zu nutzen, erklärt Pfeifer. Da alle früher oder später mit digitalen Medien zu tun hätten, sei die Aufklärung über eine sinnvolle Nutzung unabdingbar.

Auch Kreativität ist gefragt: Nach der erfolgreichen Bearbeitung eines Themas haben manche Schüler etwa schon selbst Lernvideos für andere erstellt. Der selbstverständliche Umgang mit den modernen Computern werde in vielen Ausbildungsberufen vorausgesetzt, merkt Pfeifer an. Ziel sei daher, dass die Schüler guten Gewissens „Ja“ sagen können, wenn nach entsprechenden Fähigkeiten gefragt wird.

Stichwort qualifizierter Schulabschluss: Ziel der BFPE mit ihrer neuen pädagogischen Herangehensweise, ist es, mehr Schüler zu einem erfolgreichen Schulabschluss und damit in eine Ausbildungsstelle zu bringen. In momentan drei Klassen werden dort die Schüler ihrem Lernstand entsprechend individuell und zieldifferent gefördert. Auch mit diesem Modell, das der ehemalige stellvertretende Schulleiter Reinhold Berger initiiert hat, geht die Kerschensteiner-Schule neue Wege. Bisher mit sehr positiver Resonanz, wie Pfeifer berichtet: Auf diese Weise habe man auch Schüler motivieren können, die in anderen Schulen längst aufgegeben hätten. Da die Schüler so verschiedene Voraussetzungen mitbringen, sei der Unterricht in herkömmlichen Klassen kaum noch möglich gewesen. In regelmäßigen Beratungsgesprächen werden jetzt zusammen mit jedem Schüler und dessen Eltern die Ziele für die kommenden Monate gesteckt – eine Kooperation auf Augenhöhe.

Auch im Bereich der beruflichen Gymnasien an der Georg-Kerschensteiner-Schule werden Tablet-Computer schon seit längerem eingesetzt, allerdings müssen sie bisher, wenn auch zu einem ermäßigten Preis, von den Schülern erworben werden.

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