Neues Schülerforschungszentrum in Müllheim

Über den Schulunterricht hinaus

Über den Schulunterricht hinaus (veröffentlicht am Sa, 27. Oktober 2018 auf badische-zeitung.de)

Von Volker Münch

Am neuen Schülerforschungszentrum Müllheim können Schüler in Projekten ihr theoretisches Wissen praktisch vertiefen.


Das Müllheimer Schülerforschungszentrum hat seinen Betrieb aufgenommen. Vorerst finden die Termine bei teilnehmenden Firmen wie hier in der Lehrwerkstatt der Firma Auma statt. Foto: Volker Münch

MÜLLHEIM/NEUENBURG. Selbst forschen, theoretisches Wissen anwenden und dabei auch einen Einblick in Forschung und Wirtschaft erhalten – das wird seit wenigen Wochen im neugegründeten Schülerforschungszentrum Müllheim Realität. Dort wird jungen Menschen aus den weiterführenden Schulen in Müllheim und den Nachbargemeinden die Chance gegeben, über eine neue Plattform praktische Erfahrungen in Unternehmen zu sammeln.

Schulwissen war bisher weitgehend nur Theorie. Im günstigsten Fall können Schüler bei unterrichtsbezogenen Experimenten wenigstens beispielhaft ihr theoretisches Wissen anbringen. Was allerdings der Lernstoff aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik für konkrete Projekte, Produktentwicklung und Herstellung bedeutet, können sie nun vor Ort erleben. Gefragt sind Neugier, Forscherdrang und der Wunsch, selbst Hand anzulegen.

Das Angebot des Schülerforschungszentrums (SFZ), das vom gleichnamigen Verein in der Region Freiburg getragen wird, der nun neben Emmendingen, Freiburg, Titisee-Neustadt und Waldkirch einen zusätzlichen Standort in Müllheim hat, richtet sich an Schüler sämtlicher Schultypen. Auch die persönlichen Noten spielen dabei keine Rolle, allein das Interesse zählt, heißt es in einer Begleitbroschüre. Mit dieser speziellen außerschulischen Plattform bietet das Schülerforschungszentrum die erforderlichen Freiräume jenseits des Unterrichts, die eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten einzusetzen und weiterzuentwickeln. Assistiert werden die Teilnehmer von Experten, die sie individuell anleiten und Hilfestellung geben.

Im Markgräflerland haben die Georg-Kerschensteiner-Berufsschule und das Markgräfler Gymnasium die Standortleitung übernommen. Noch finden die Forschungsprojekte ausschließlich bei teilnehmenden Firmen vor Ort statt. Für die neue Müllheimer Einrichtung engagieren sich Firmen wie Hellma, Auma, Losan und Neoperl. Ziel sei es aber, so erklären es die beiden Schulleiter Andreas Gorgas und Beate Wagner, im Zuge der Sanierung des Müllheimer Berufsschulzentrums entsprechende Räume für das Schülerforschungszentrum zu schaffen. Wünschenswert ist es auch, ein bisschen technisches Verständnis mitzubringen, erzählt Gorgas bei einem Ortstermin in der Lehrwerkstatt der Müllheimer Firma Auma Riester.

Zum Auftakt gibt es gleich vier unterschiedliche Angebote, die über mehrere Nachmittage gehen und im Frühjahr nochmals wiederholt werden. Bei Auma gibt es ein Forschungsprojekt aus den Bereichen Optik und Elektronik. Dort tummeln sich zurzeit sechs Schülerinnen und Schüler, die einen sogenannten „endlosen Spiegel“ – auf Englisch Infinity Mirror – konstruieren sollen. Neben Auma-Ausbildungsleiter Resch unterstützen Auszubildende die Schüler, die an Fräsmaschinen, darunter auch welche mit CNC-Steuerung, ihre Teile herstellen, elektronische Bauteile aus der LED-Technik weiterverarbeiten und alle Teile so zusammenfügen, dass eine entsprechende optische Täuschung entsteht. In Neuenburg lernen die Schüler beim Arzneimittelhersteller Losan Pharma die Herstellung von Tabletten kennen. Dabei erhalten sie sowohl theoretisch als auch praktisch Einblicke in Einwaage, Granulierung, Entmischung, Tablettierung und Verpackung. Dieses Projekt ist übrigens nicht nur für die Schüler wegen des praktischen Firmen-Bezugs Neuland, sondern auch für das Pharmaunternehmen Losan. „Wir wollen die jungen Menschen für Pharmazie und Naturwissenschaften begeistern“, betont Britta Anderlei aus der Abteilung Forschung und Entwicklung bei Losan. Ähnlich sieht es auch Clemens Resch bei Auma.

Noch im November beginnt ein Projekt zur Automatisierungstechnik. Sie gehört zur Kategorie Informatik und speicherprogrammierbare Steuerungen. Bei diesem Projekt spielt auch die Robotik eine große Rolle. Dieses Angebot richtet sich an Schüler der zehnten und elften Klasse. Das vierte Projekt handelt von der Windradtechnik. Das Thema lautet „Das perfekte Windrad – Plane, baue und optimiere ein Windrad zur Stromerzeugung“. Es geht um regenerative Energien und Energietechnik. Das Angebot richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab Klasse 7. Es bietet für zwölf Teilnehmer Platz.

Ohne Sponsoring geht es beim Schülerforschungszentrum aber nicht. Das SFZ erhält auch Fördermittel von der Gisela-und-Erwin-Sick-Stiftung und ist als außerschulisches Forschungszentrum vom Land Baden-Württemberg anerkannt.

Bei allen Angeboten ist die Teilnehmerzahl begrenzt, damit sich die Projektleiter individuell um die Schüler kümmern können. Die vier Projekte werden im Frühjahr wiederholt. Anmelden können sich interessierte Schüler über die Homepage des Vereins „Schülerforschungszentrum Region Freiburg“ http://www.sfz-rf.de für die Veranstaltungen am Standort Müllheim.

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