Die Flamme der Erkenntnis entzündet

Neun Monate Schülertraining mit Steinbeis-Institutsleiter Bäuerle tragen Früchte:
Prototypen für Schutz und Sicherung im Museum.

Mo, 03. Februar 2014
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Gabriele Babeck-Reinsch

Februar 2014 - Steinbeis-Koorperation
Sechs junge Leute der Kerschensteiner-Schule beeindrucken ihr Auditorium mit fundierten Vorträgen, links ihr Lehrer Christoph Huss und daneben Armin Bäuerle. Foto: Babeck-Reinsch MÜLLHEIM.
Wenn sie die Schule verlassen, dann können diese sechs jungen Männer was vorweisen: ein selbst erforschtes, entwickeltes und in der Praxis verwendbares Projekt. Ihr Mentor Armin Bäuerle, Leiter des in Müllheim ansässigen Steinbeis-Instituts, hat sie dahin geführt. Es ist die zweite Schülergruppe des Technischen Gymnasiums der Georg-Kerschensteiner-Schule, die diese bemerkenswerte Form des Berufstrainings durchläuft. Dazu gehört die professionelle Präsentation, die am Freitagabend im Museum stattfand. Das Publikum war beeindruckt.
Der Ort war nicht zufällig gewählt. Denn in Kooperation mit dem Museum wurde die Aufgabenstellung erarbeitet: für die Diebstahlsicherung von Exponaten, Skulpturen und Bilder, die zugleich auch noch beleuchtet werden, für Brandschutz und auch Energiesparmaßnahmen. Nicht ausgeschlossen, dass der eine odere andere Prototyp patentiert wird, meinte Christoph Huss, der als Lehrer zusammen mit seinem Kollegen Svjetlan Magazinowics das Projekt begleitet. Ob die Geräte aber jemals im Markgräfler Museum eingesetzt werden, ist eine ganz andere Frage.

Kulturdezernent und Museumsleiter Jan Merk erklärte, dass sich das alte, charmante Müllheimer Museumsgebäude natürlich nicht mit einem neu geplanten Bau vergleichen könne, inzwischen aber mit mancherlei moderner Technik auch für die Überwachung ausgestattet sei. Die Wunschliste sei fast beliebig verlängerbar, müsse aber auch an das Machbare und Angemessene angepasst werden. Mit dem Schülertraining sind keinerlei Geschäftsinteressen verbunden, wohl aber die Absicht, dass die jungen Leute auch Einblick in industrielle Verfahrensabläufe erhalten.
„Unsere Schüler haben auf ihrer Entdeckungsreise in die Technik ihre schöpferische Tugenden quasi selbst herausgefunden und finden auch noch Spaß daran“, sagte Armin Bäuerle. Sie haben in ihm einen Mentor, dem stets das ganze Spektrum wichtig ist: die Beschäftigung mit modernsten digitalen und optischen Techniken, das Austüfteln von Prototypen, der sich aus der Aufgabenstellung eergebende ganz spezielle Praxisbezug und nicht zuletzt auch die Vorstellung des Erarbeiteten in einem größeren Kreis. Vor neun Monaten war den sechs Schülern das von ihnen betretene Terrain noch völlig unbekannt, nun halten sie kurze, fundierte Vorlesungen über die von ihnen weiter entwickelte Technik für Brandschutz, Diebstahlsicherung und Beleuchtung ganz unterschiedlicher Exponate. Der Denkmalschutz war dabei eine weitere zu bedenkende Komponente.Sie wurden und werden von ihrem Mentor gehörig gefordert, aber auch gefördert. 2000 Stunden haben die Beteiligten zusammen in das Projekt gesteckt. Das hat viele Stunden neben dem regulären Unterricht gekostet, die Jugendlichen aber auch ein wertvolles Stück ihrem Studium und späteren Arbeitsleben weitergebracht. Ihre Arbeit wird in einer Publikation zusammengefasst, mit der sie bei Bewerbungen beeindrucken können. Auch dieser Brückenschlag ins spätere Berufsleben ist ihrem Mentor sehr wichtig. Natürlich sind die Schüler auch an ihre Grenzen gekommen, die sie – auch dies ein wertvoller Lerneffekt – auf sehr kreative Weise, sozusagen spielerisch überwunden haben. Sie verwenden den „Augsburger-Puppenkisten-Dialog“, wie ein Schüler darlegte, um komplizierteste Technik besser verständlich zu machen.
Die Bedeutung des eigenen Blickwinkels für die Forschung leitete Beate Wagner, Schulleiterin der Kerschensteiner-Schule, aus einer Weihnachtsvorlesung ihrer eigenen Studienzeit ab, in deren Mittelpunkt eine Kerze stand. Man kann sie romantisch betrachten oder mit technischem Interesse die ablaufenden Prozesse untersuchen. Die Schulleiterin überreichte Armin Bäuerle, um seinen Einsatz zu würdigen, eine stilvolle Kerze, denn er zünde bei den Schülern die Flamme der Erkenntnis an. In anderen Worten sagte Wolfgang Keck in seinem Festvortrag Ähnliches. Bäuerle könne die Schüler für ein Projekt begeistern und durch den Erarbeitungsprozess ihr Selbstvertrauen stärken. Das sei eine wichtige Weichenstellung für den Einstieg in ein Berufsfeld, wenn man bedenke, wie viele junge Erwachsene heute nach erfolgreichem Studium als Generation Praktikum herumirrten.
„Forschung trifft Schule, Kultur und Industrie“, so das Thema des Abends. Die mitwirkenden Schüler sind Philipp Schochat, Sebastian Scheper, Martin Tollkühn, Raphael Hafner, Eduard Wolf und Jonas Ruffert. Ein weiterer junger Mann, Yannik Vittorio Weese, Sieger des Markgräfler Jugendmusikwettbewerbs 2013, brillierte mit musikalischen Einlagen. Die Stadtwerke sorgten für die leibliche Stärkung.

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