Sicherheitstechnik fürs Museum

Schüler des Technischen Gymnasiums der Kerschensteiner-Schule entwickeln ein System fürs Markgräfler Museum.

Sa, 28. September 2013
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung
von: Gabriele Babeck-Reinsch

September 2013 - Sicherheitstechnik fürs Museum
Eine Besprechungsrunde mit Patricia Reister vom Markgräfler Museum, Armin Bäuerle vom Steinbeis-Institut und den sechs Schülern, die ein anspruchsvolles Projekt realisieren wollen. Foto: Babeck-Reinsch

MÜLLHEIM. Dass sich junge Leute schon während ihrer Schulzeit mit der späteren Berufslaufbahn beschäftigen, das gehört heute zum Unterricht in unterschiedlicher Ausgestaltung. Eine besondere Form der Vorbereitung erleben sechs Schüler des Technischen Gymnasium der Kerschensteiner-Schule. Sie alle wollen mal Ingenieur werden und erproben ihre Fähig- und Fertigkeiten mit einem ambitionierten Projekt: dem Schutz von Ausstellungsexponaten mit den Segnungen moderner Technik. Die Stätte der Anwendung ist das Markgräfler Museum.

Zurück zum Sommer 2012: Auf Schloss Bürgeln findet ein reger Austausch über technologische Innovationen statt. Auf der einen Seite Wissenschaftler und Chefs mittelständischer Unternehmen, auf der anderen zwölf Schüler. Zusammengebracht hat sie Armin Bäuerle, Leiter des örtlichen Steinbeis-Instituts. Dem 73-Jährigen ist es ein großes Anliegen, die Jugendlichen nicht nur an seinem Wissen teilhaben zu lassen und sie mit seiner Begeisterungsfähigkeit anzustecken, sondern ihnen industrielle Abläufe bei der Produktfindung, der Entwicklung von Produkten und beim Marketing nahezubringen.
Nun hat Bäuerle erneut sechs junge Männer der zwölften Klassenstufe des Technischen Gymnasium mit dem Profilfach Technikmanagement gewonnen: Philipp Schochat, Preisträger von Jugend forscht, Sebastian Scheper, Martin Tollkühn (alle drei aus Müllheim), Raphael Hafner (Badenweiler), Eduard Wolf (Neuenburg) und Jonas Ruffert (Scherzingen). Mädchen lassen sich für die Technik zu Bäuerles Leidwesen kaum interessieren, die einzige Frau bei dieser Besprechung ist Patricia Reister, die den Part des Markgräfler Museum vertritt. Die Gruppe hat sich in den Sommerferien auf ein Projekt verständigt, das die Sicherung von Exponaten im Markgräfler Museum zum Ziel hat. Museumsleiter Jan Merk hatte die Anregung dazugegeben. Der Ansatz klingt anspruchsvoll: Da soll nichts nachempfunden werden, vielmehr wollen die Jungs Prototypen entwickeln.
Die Exponate im Museum verlangen zwei unterschiedliche Methoden. Für die Plastiken machen sich die Schüler die sensorische Lichtwaage zu eigen: Für die Signalgewinnung wird ein Lichtwellenleiter benutzt, über dessen Verbiegung das Gewicht des zu schützenden Projekts gemessen wird, und der auf jede Bewegung sofort reagiert. So wird das Exponat ins rechte Licht gesetzt und gleichzeitig – ohne störende Kabel – geschützt. Die Elektronik basiert auf Leuchtdioden und einem Mikroprozessor mit Funkschnittstelle. Bei den Gemälden wird die Transpondertechnologie eingesetzt. Auf die Rückseite jedes Bildes wird ein Cent großer Datenträger geklebt, in dem alle denkbaren Informationen über das Bild – Beschreibung, Maler, Historie – gespeichert werden können. Er korrespondiert mit einem Elektronikgerät in Scheckkartengröße an der Wand hinter dem Bild, der dieses durch Ablesen der Daten permanent identifiziert. Wenn der Funkverkehr durch nur leichtes Verrücken unterbrochen wird, gibt es Alarm, der mittels Handytechnologie an eine Zentrale weitergeleitet werden kann.
Nachdem die Vorgehensweise festgelegt ist, geht es es nun an die Umsetzung. Das hiesige Steinbeis-Institut hilft mit persönlichem Knowhow und der Bereitstellung der technischen Basisausstattung. Die Schüler sind nach umfassenden Vorarbeiten, unter anderem mit Museumsbesuchen in Freiburg, hochgespannt auf die Realisierungsphase, die bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Sie sind mit Feuereifer dabei, freuen sich, sich mit hochkomplexer Materie ganz praktisch auseinandersetzen und Werkstücke abliefern zu können. Dafür opfern sie sechs Stunden, jede Woche.

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