30 Jahre Mauerfall – Geschichtsunterricht mal anders
Ein Zeitzeuge berichtet
In diesem Jahr feiert ganz Deutschland das Jubiläum des Falls der Mauer im Jahre 1989. Das Thema ist daher gerade jetzt wieder überall präsent. Auch an der GKS geht das Thema nicht spurlos vorbei. Anlässlich des historischen Ereignisses wurde das Thema in vielen Klassenstufen besonders thematisiert. Für die 12. Klassen wurde ein Filmnachmittag inklusive Popcorn und Sandwiches eingerichtet und ein Zeitzeugengespräch organisiert.
Am Freitag, den 8. November kam Siegmar Körber, ehemaliger Religionslehrer, welcher 1972 wegen angeblicher Vorbereitung einer gewaltsamen Republikflucht in ein Stasi-Gefängnis eingeliefert wurde, an die Schule und berichtete eindrücklich, wie er unter dem „Unrechtsstaat“ für seine Freiheit kämpfte und dafür auch einen hohen Preis bezahlen musste. „Heutzutage hört man immer wieder den Satz, man dürfe nicht mehr alles sagen, was man will. Aber was es wirklich bedeutet, wenn man dieses Recht nicht mehr hat, kann man sich gar nicht mehr vorstellen.“, so Körber. Die Angst, in der DDR ständig unter Beobachtung zu stehen und für Kritik am Staat zur Verantwortung gezogen zu werden, sei eine ganz andere Dimension.
Mit dem Gespräch wollte der 68-jährige Pensionär von einem autoritären Staat und Tendenzen in diese Richtung warnen. „Es ärgert mich, wenn in den Medien darüber diskutiert wird, mehr die positiven Aspekte der DDR in den Vordergrund zu stellen.“, meinte Körber.
Während seines Vortrags zeigte er den rund 80 Schülerinnen und Schülern unter anderem auch Briefwechsel und Dokumente aus der Zeit. Als Kind hätten ihm die sozialistischen Ideen, die in der Schule vermittelt worden seien, noch sehr gefallen. Doch das hielt nicht lange an. Siegmar Körber wollte sich nicht vorschreiben lassen, was er zu sagen und zu denken hat und mit wem er befreundet sein darf. Seine kritische Haltung führte zur Exmatrikulation an der Universität und schließlich auch zur Festnahme durch die Stasi. „Die Urkunde, die meine Ausbürgerung aus der DDR bezeugt, ist wohl die wichtigste Auszeichnung, die ich in meinem Leben bekommen habe.“, betonte Körber.
Diese ganz persönlichen Erfahrungen aus der DDR-Zeit ermöglichten den Schülern eine völlig neue Perspektive auf diesen Teil deutscher Geschichte. Während seines Berichts war es in dem Raum absolut still. Leider war die Zeit dann viel zu schnell vorbei, sodass nur noch wenige Fragen gestellt werden konnten. Aber alle waren sich einig, dass es ein großer Gewinn war, einen Zeitzeugen wie Siegmar Körber für diese besondere „Geschichtsstunde“ gewonnen zu haben.