SG-Projekt – Tandem

Einmal in der Woche Bruder und Schwester spielen

Schüler der Georg-Kerschensteiner Schule übernehmen Verantwortung für Kinder aus dem Hort und der Grundschule.

Sa, 23. Mai 2015
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Sarah Minarik

MÜLLHEIM. „Großer Bruder, Große Schwester“ ist ein Projekt der Oberstufenschüler des Georg-Kerschensteiner-Gymnasiums, der Michael-Friedrich-Wild Grundschule und dem Hort Müllheim. Seit Oktober 2014 treffen sich einmal in der Woche 12 große Schwestern und ein großer Bruder mit ihren „Tandempartnern“, 13 Kinder der Grundschule. Bei dem Projekt geht es für die „großen Geschwister“ darum, Verantwortung zu übernehmen. Und die Kleinen erfahren mit einer individuellen Betreuung eine Abwechslung zum Alltag im Hort und der Grundschule.
Das Projekt findet im Rahmen des Seminarkurses „Pädagogik und Psychologie“ statt. Die älteren Schüler erfahren, wie man auf Kinder achtet, wie man Erziehungsmaßnahmen richtig anwendet und welche Aufgaben eine Bezugsperson hat. Gleichzeitig lernen die Kinder den respektvollen Umgang mit anderen Menschen.Eine der „großen Schwestern“ erklärt, das Wichtigste, was sie gelernt habe, sei: Nichts klappt so, wie man es sich vorstellt. Am Besten dringe man zu den Kindern durch, wenn man „Ich-Botschaften“ vermittle. Also zum Beispiel: Ich möchte nicht, dass du das tust. So appelliere man an das Kind auf neutraler Ebene, ohne ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. Zudem müsse man die Kinder beschäftigen, und ihnen das Gefühl geben, gebraucht zu sein. Dann seien sie viel anständiger und versuchten nicht mehr ihre Aufmerksamkeit durch schlechtes Benehmen zu erzielen.Die Tandems haben sich bei ihrem ersten Treffen gefunden. Mit Gruppenspielen lernten sie sich kennen, wenn die Chemie gestimmt hat, wurde ein Tandem gebildet. Gemeinsam durften die Tandems dann einen Samen der Freundschaft in einen kleinen selbstdekorierten Topf einpflanzen.
Zu zweit oder in Gruppen wird seither bei den wöchentlichen Treffen „Fangi“ oder Verstecken gespielt, an Weihnachten haben die Kinder gebacken und immer wieder gibt es Projekte, die gemeinsam bearbeitet werden. Großes Thema ist die Kinderarbeit. Die Tandems haben zusammen recherchiert und später referiert. Lehrerin Ferda Nunninger war sehr überrascht, wie die Kinder das Projekt aufgenommen haben. Sie sagt, dass die Kinder schon viel im Alltag mitbekommen haben und es daher wichtig sei, sich genauer damit zu befassen. Die Kinder hätten das Thema sehr reflektiert aufgenommen, die Problematik sofort erkannt und sich sehr ernst damit befasst. Besonders bedrückend war es für die Kinder, als sie erfahren haben, dass die Kinder, die von der Kinderarbeit betroffen sind, so alt sind wie sie selbst.
Zu diesem Thema üben die Tandems das Lied „We are the World“, daraus soll später ein kleiner Videoclip gegen Kinderarbeit gedreht werden. Die „großen Geschwister“ haben dazu den Text in Lautschrift an die Tafel geschrieben, da die Kinder noch kein Englisch können, fällt ihnen so das Mitsingen leichter.
Wie es nach dem Projekt weitergehen soll, und ob sich die Tandems danach weiter treffen, darüber denkt gerade keiner nach. Die Jugendlichen denken aber, dass der Kontakt wahrscheinlich abbrechen wird oder zumindest schwer zu halten sein wird, denn die meisten der Kinder, besitzen ja noch kein Handy, so sei es schwer sich zu verabreden.

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