„Das ist eure Krankheit, nicht meine.“

Zwi Nigal berichtet aus seinem Leben

Am 27. Januar gedenkt die Welt den Opfern des Nationalsozialismus anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz 1945. An diesem Tag hatte die Klasse 1BK1T3/W3 die große Chance, einem der noch letzten verbliebenen Zeitzeugen zu begegnen.

Zwi Nigal ist bereits 98 Jahre alt, aber er wird nicht müde, Schulklassen als Zeitzeuge aus seinem Leben zu erzählen und ihnen ihre Fragen zu beantworten, um die Erinnerungen an diese grausame Zeit wach zu halten. Nicht erst seit “Jana aus Kassel“ und den Anti-Corona-Demonstranten mit angestickten Judensternen ist jedem klar, wie wichtig solche Begegnungen sind. Auch die Pandemie ist da kein Hindernis. Die Reise von Israel nach Müllheim und Freiburg ist ihm zwar dieses Jahr nicht möglich, doch er schaltet sich per Zoom in unser Klassenzimmer. Und was er zu erzählen hat, ist erschütternd.

Zwi Nigal wurde am 13. April 1923 in Wien als Hermann Heinz Engel geboren. Er verbrachte hier eine glückliche Kindheit, bis Hitler in Österreich die Macht übernahm und 1938 in Wien einmarschierte. Sein Leben änderte sich von nun an dramatisch. Zwi Nigal erzählt uns, wie immer mehr Menschen den Nazis nacheiferten. Er verlor seine Familie, seine Freiheit, sein Zuhause und jegliche Sicherheit. Nur mit viel Glück gelang es ihm, zu überleben und mit 16 Jahren nach Palästina zu fliehen. Sein Vater überlebte den Holocaust nicht. Seine Mutter kam während ihrer Flucht nach Palästina in britischer Gefangenschaft nach Mauritius. Erst nach Ende des Krieges, sieben Jahre später, sah er sie in Palästina wieder.

Mit 18 Jahren trat er in die jüdische Brigade der britischen Armee ein und half auch in Europa bei der Befreiung der Konzentrationslager. „Ich werde nie die Blicke der jüdischen Gefangenen vergessen, die jahrelang verfolgt wurden und nun plötzlich einen jüdischen Soldaten vor sich sahen, der jung und kräftig gegen Hitler kämpft.“, sagt er.

Als Zwi Nigal auf den heutigen Antisemitismus angesprochen wird, wirkt er sichtlich betrübt. Aber er stellt auch klar: „Das ist eure Krankheit, nicht meine. Ich habe meinen Kampf schon gekämpft. Was aus der Welt heute wird, liegt in eurer Verantwortung.“ sagt er. „Meine zwei Söhne, sieben Enkel und sechs Urenkel, sind mein persönlicher Sieg über Hitler, der alle Juden vernichten wollte.“

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