Fachhochschulreife für Berufsschüler

Mi, 10. Oktober 2012
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Anja Bochtler

Zum Beruf die Fachhochschulreife

Oktober 2012 - GKS Schulgebäude
Jetzt bietet auch der Landkreis in Müllheim ausbildungsbegleitend die Fachhochschulreife an. An der Georg-Kerschensteiner-Schule in Müllheim sollen Berufsschüler erstmals im Landkreis neben ihrer Ausbildung auch die Fachhochschulreife erwerben können. Foto: Patrick Bösch

MÜLLHEIM. Am 12. Oktober geht’s los: Da beginnt der Zusatzunterricht an den Berufsschulen der Georg-Kerschensteiner-Schule in Müllheim. Damit können Schüler mit mittlerer Reife während ihrer Ausbildung gleichzeitig ihre Fachhochschulreife anstreben. Der Schul- und Kulturausschuss des Kreistags erhielt nun Kenntnis von der Zustimmung des Kultusministeriums. Die Schule hatte nur noch auf dieses letzte Signal gewartet, um loszulegen.An Nachfrage mangelt es nicht. Bisher haben sich 35 Jugendliche der Berufsschulen für den Zusatzunterricht angemeldet, der als Schulversuch startet, erzählt Beate Wagner, die Leiterin der Georg-Kerschensteiner-Schule. Das seien eher etwas zu viele, doch Wagner rechnet damit, dass bis Weihnachten einige abspringen, die merken, dass es ihnen doch zu viel wird.Denn immerhin müssen die Schüler gleichzeitig Zeit und Energie in ihre Ausbildung und die Fachhochschulreife stecken – damit sparen sie sich den Besuch eines Berufskollegs, in dem sie sich ausschließlich auf die Schule konzentrieren würden. Das sei nicht nur für Jugendliche interessant, die Zeit gewinnen und trotz ihrer Weiterqualifikation gleichzeitig in der Ausbildung Geld verdienen können, glaubt Beate Wagner. Auch Betriebe würden Interesse an gut ausgebildeten Mitarbeitern signalisieren und seien bereit, Jugendlichen entgegenzukommen: Zum Beispiel, indem einige zusagten, ihre Auszubildenden für den Zusatzunterricht am Freitagnachmittag stundenweise freizustellen, falls die Arbeitszeit nicht ohnehin schon am Freitagmittag endet.

Bewusste Alternative für gute Azubis zu Freiburger Schulen

Bisher gab es die Möglichkeit, Ausbildung und Fachhochschulreife zu kombinieren, laut Beate Wagner an keiner Berufsschule im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. Darum sei das neue Angebot für den gesamten Landkreis wichtig. Und: Damit soll die Abwanderung zu Freiburger Gewerbeschulen abgeschwächt werden. Das sei umso dringlicher, weil die Zahl der Schüler im Landkreis bis 2025 ohnehin um 30 Prozent abnehme. Im Gegensatz zu den Freiburger Schulen biete die Georg-Kerschensteiner-Schule zudem ein weniger stressiges Modell: In Müllheim läuft der Zusatzunterricht durchgehend, sowohl während der schulischen als auch der Praxis-Ausbildungsphasen. In Freiburg konzentriere sich der Unterricht auf die Schulphasen, dadurch steige der Druck, weil bis zu 15 Stunden in der Woche zusätzlich anfallen. In Müllheim werden es im ersten Jahr 5, im zweiten 7 und im dritten 3 Stunden sein.Unter dem Dach der Georg-Kerschensteiner-Schule stecken neben den Berufsschulen berufliche Gymnasien, Berufsfachschulen und Berufskollegs. Die Berufsschulen besuchen Auszubildende aus fünf Berufsfeldern: Körperpflege, Elektrotechnik, Holztechnik, Kraftfahrzeugtechnik und Metall-Technik. Aus vier der fünf Bereiche haben sich Schüler für den Zusatzunterricht angemeldet, einzige Ausnahme ist Körperpflege. Dort hätten viele keine Mittlere Reife, sagt Beate Wagner. Den Zusatzunterricht gibt es in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch. Die Prüfungen sind identisch mit denen aller anderen Schüler, die – etwa an Berufskollegs – zur Fachhochschulreife antreten.

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