Gelebtes Europa in der Lehre

Ungarische Gäste im Markgräflerland

3. Mai 2010
Artikel aus der gedruckten Badischen Zeitung
von: Volker Münch

Ungarische Auszubildende, die Elektriker und Friseure werden wollen, arbeiten zurzeit in Markgräfler Betrieben – die mit ihren ungewöhnlichen Lehrlingen gute Erfahrungen machen. Grund genug, um miteinander zu feiern.

MÜLLHEIM. „Sie kam zu uns wie ein Engel von oben!“ Mit diesen Worten fasste Friseurmeister Joachim Neumann die außerordentlich angenehmen Erfahrungen mit der ungarischen Auszubildenden „auf Zeit“ zusammen. Mit ähnlich positiv Worten schlossen sich andere Firmeninhaber an, die einen von 15 Auszubildenden aus Ungarn in den vergangenen Wochen bei sich aufgenommen hatten.

Mai 2010 - Ungarische Gäste im Markgräflerland

Noch sind die sechs Elektrikerlehrlinge und neun Friseurauszubildenden bei den Betrieben im Markgräflerland tätig. Der vierwöchige Aufenthalt in Müllheim und Umgebung gehört zu einem Projekt des Landkreises und der ungarischen Verwaltungsbehörde Comitat Csongrád. Und so freute sich jetzt bei einem gemeinsamen Abend Landrätin Dorothea Störr-Ritter besonders über die vielen herzlichen Worte – sowohl von den Gästen aus dem ungarischen Szentes als auch von den deutschen Partnerbetrieben, die von der Georg-Kerschensteiner-Schule zusammengebracht und betreut wurden.

Dass es zwischen den Gästen – alle zwischen 17 und 18 Jahren alt…

–, den Lehrlingen der Betriebe und den Ausbildern „gefunkt“ hat, zeigte sich beim abschließenden Gespräch. Zwar hätte es anfangs Sprachprobleme gegeben, die seien aber schnell durch das Artikulieren „mit Händen und Füßen und ein bisschen Englisch“ ausgeglichen worden, erzählten Betriebsinhaber wie Elektromeister Rolf Körkel und die deutschen Paten-Azubis.Die Wissbegier der Gäste, das herzliche Miteinander und das schnelle Anbahnen von Freundschaften taten ihr Übriges, um das Projekt zum Erfolg werden zu lassen. Sie hätten sich bisher sehr gut gefühlt, bestätigten die ungarischen Gäste. Und es hat sich nach den Erfahrungen der angehenden Elektriker und Friseure auch eine weitere, sehr wichtige Erkenntnis ergeben: Sie wüssten nun, dass sie die deutsche Sprache noch besser lernen müssten, sollten sie eines Tages in Deutschland arbeiten wollen. Dass sie durchaus willkommen seien, machte Friseurmeister Neumann deutlich: „Unsere ungarische Azubine würde sofort vom ganzen Team willkommen geheißen.“

Das Ziel dieses Aufenthalts, ungarischen Lehrlingen deutsche Betriebe und deren Arbeitsweisen vorzustellen, sei erreicht worden, stellte der stellvertretende Schulleiter Reinhold Berger fest. Dass dieses Stück „gelebtes Europa“ für die jungen Menschen Wirklichkeit wurde, sei der Unterstützung der hiesigen Betriebe zu verdanken, betonte Berger.

Landrätin Störr-Ritter sieht das Projekt als Ergebnis der reaktivierten Partnerschaft mit dem Comitat Csongrád: „Unsere Partnerschaft lebt und ist keine Eintagsfliege.“ Dass gerade junge Menschen von dieser Partnerschaft profitierten, sei erst durch das Engagement der Müllheimer Berufsschule und der Partner aus dem Handwerk ermöglicht worden. Sie wünsche sich für die Zukunft, dass das Projekt durch einen Gegenbesuch weitergeführt werde, dass vom Regierungspräsidium finanzielle Unterstützung komme, dass die Firmen sich weiterhin engagierten und dass sich nachhaltige Kontakte entwickelten. Dieser letzte Wunsch der Landrätin scheint Realität zu werden: Zwischen den deutschen und den ungarischen Lehrlingen haben sich bereits herzliche Freundschaften entwickelt, wie an diesem Abend deutlich wurde.

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