Glücksboten

Glücksboten in Müllheim unterwegs

Was macht glücklich? Zwölftklässler der Georg-Kerschensteiner-Schule haben sich ganz praktisch mit dieser Frage beschäftigt .

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Di, 22. März 2016
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Beatrice Ehrlich

Mit kleinen Geschenken waren die Schüler unterwegs in der Müllheimer Fußgängerzone. Foto: Beatrice Ehrlich

MÜLLHEIM. „Dürfen wir Ihnen einen Schokoladenkäfer überreichen? Wussten Sie, dass vor kurzem der Tag des Glücks war? Bitte schön!“ Anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, einfach so – das ist Zwölftklässlern der Georg-Kerschensteiner-Schule in Müllheim mit einer besonderen Aktion gelungen.
Ausgerüstet mit Blumen, mit Schokolade und selbstgestalteten Spruchbändern mit Zitaten, dazu eine Anleitung zum Glücklichsein, haben die Schüler Passanten in der Fußgängerzone und in der Werderstraße angesprochen. Auch in den anliegenden Geschäften, bei der Post und beim Jobcenter, ja, sogar bei einem Streifenwagen der Polizei konnten sie ihre Glücksbotschaften unters Volk bringen.

Ihren Ursprung hatte die Aktion in einer Ethikstunde, in der Schüler des Technischen und des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums zusammen mit ihrer Lehrerin Ferda Nunninger darüber nachdachten, was Menschen eigentlich glücklich macht. Andere glücklich zu machen, das macht glücklich, waren sich die Schüler schnell einig. Mit Erschrecken hatten sie zuvor festgestellt, dass viele Menschen im Vergleich zu früher unglücklicher seien, obwohl es ihnen heute viel materiell besser gehe.
Jeder spendete fünf Euro, um kleine Geschenke zu kaufen und damit öffentlich in die Glücksoffensive zu gehen. Weitere Aktionen sind in Planung: Sich Zeit nehmen für Menschen, die gerade nicht so glücklich sind, etwa bei einem Besuch im Altenheim oder indem man einmal für die Mutter zuhause kocht.

Besonders alte Menschen hätten sich sehr gefreut, zieht eine Schülerin nach etwa einer Stunde Bilanz. Eine Dame, der eine Operation bevorsteht, habe sich gestärkt gefühlt und sehr bedankt, berichten ihre Freundinnen. Weniger schön war die Ablehnung, die den Schülern ebenso oft entgegenschlug. Viele Menschen waren zunächst misstrauisch, vermuteten, ihnen solle gegen Geld etwas „angedreht“ werden. Von ihrem Glück mussten sie erst mühsam überzeugt werden. Manche lehnten das Angebot aber auch rundweg ab. „Schade“, kommentiert ein junger Mann. „Das liegt dran, dass ihr lauter Männer seid“, vermutete eine Geschäftsinhaberin. Ihr sei gleich der Gedanke durch den Kopf gegangen: „Will ich jetzt was spenden?“, als eine Schülergruppe ihren Laden betreten habe. Im Nachhinein fand sie die Aktion aber einfach klasse. „So soziales Verhalten würde man eher bei Frauen vermuten.“ Sie habe bei ARTE eine beeindruckende Sendung gesehen über selbstloses Verhalten, die sollten sie unbedingt noch anschauen, gab sie den jungen Männern mit auf den Weg.
Angetan war auch eine Dame, die allerdings ihr Spruchbändchen austauschen wollte. Die Aussage, erst im Rückblick werde man sich der glücklichen Momente im Leben bewusst, wollte sie nicht so stehen lassen. „Das wäre ja schlimm, wenn alle Leute das so empfinden würden. Hoffentlich habt ihr noch viele schöne Begegnungen“, wünscht sie zum Abschied.

Gegen Mittag ging es mit leeren Körben und um einige Begegnungen reicher zurück zur Schule. Das Thema ist damit für die Schüler noch nicht beendet: Um sich selbst glücklich zu machen, haben sie den Comedian Kaya Yanar eingeladen. „Die Schüler sollen auch mal etwas zu lachen haben“ kommentiert Ferda Nunninger, die beobachtet hat, dass auch ihre Zwölftklässler oft mit sorgenvollen Gesichtern in der Schule sitzen.

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