Kerschensteiner treffen Steinbeiser
Sa, 16. Juni 2012
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung.
von: Gabriele Babeck-Reinsch
MARKGRÄFLERLAND. Die einen noch ganz jung, noch in der Schule, die anderen arriviert in Wissenschaft und Wirtschaft, Unternehmer mit 1000 und mehr Mitarbeitern – beide aneinander sehr interessiert: Ein solches Treffen ist nicht alltäglich. Auf Schloss Bürgeln fand es statt und war ein reger Austausch über zum Teil ganz frisch entwickelte Technologien, die Antworten sein könnten auf drängende gesellschafts- und umweltpolitische Fragen. Energie und Landwirtschaft waren die Themenkreise.
Schloss Bürgeln bildete das stimmungsvolle Ambiente für ein Podium, bei dem das örtliche Steinbeis-Institut in Person von Diplomingenieur Armin Bäuerle seine Transferfunktion zwischen Wissenschaft, Technik und mittelständischen Firmen auf weitere Zielgruppen ausdehnte: auf den Nachwuchs, um den heute in allen beruflichen Bereichen händeringend geworben wird, und auf Vertreter der Stadt Müllheim, die daraus auch Nutzen schlagen kann. LED- und Photovoltaikinnovationen sind für die Kommunen interessant, entlasten sie doch Umwelt und Kasse. Sonnengespeiste LED-Straßenlampen etwa, die sich auf Passanten einstellen und danach das Licht wieder reduzieren können, sparen fast die Hälfte der Stromkosten ein. LED-Licht, das den Spielern auf dem Platz folgt, wird in Müllheim bereits ins Auge gefasst – beim neuen Kunstrasenplatz in Vögisheim. Wenn demnächst die Beleuchtung des Bürgerhausparks beschlossen wird, dann wird diese Technik sicher auch im Spiel sein. Denn sie entlastet nicht nur die Stadtkasse, sondern verringert auch den Lichtsmog, dessen Auswirkungen die Schüler sehr anschaulich darstellten.
Innovative Technologien in der Platz- und Straßenbeleuchtung, die Speicherung von wind- und sonnenerzeugtem Strom oder die Pille mit dem Samenkorn (Phyto Pills) – all das eröffnet interessante Aussichten mit enormem Einsparpotenzial, aber auch für weitere Kooperationen mit Unternehmen und der Landwirtschaft in der Region. Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich will das Angebot gerne aufgreifen und ihren Beitrag dazu leisten, um daraus einen Standortvorteil zu ziehen. Einiges ist schon angebahnt und Steinbeis eng im Kontakt mit den Stadtwerken Müllheim-Staufen, deren Geschäftsführer Jochen Fischer ebenfalls mit von der Partie war.Im Mittelpunkt standen die Jugendlichen, zehn Schüler und eine Schülerin des Technischen Gymnasiums der Georg-Kerschensteiner-Schule, die im Kreis von Unternehmern aus ganz Deutschland und auch Hochschullehrern mit ihren Vorträgen und Präsentationen die Sinnhaftigkeit technischen Forschens unterstrichen, aber auch die Anwendung von Errungenschaften einforderten, die geeignet sind, die Umwelt zu entlasten.
Sie hatten dafür bei Netzwerk-Firmen von Steinbeis Anschauungsunterricht nehmen können und waren von Institutsleiter Armin Bäuerle instruiert worden. Von ihrem fachkundigen Publikum hörten sie viele anerkennende Worte. In Zukunft werden die Schüler noch tiefer in die Materie einsteigen und selbst experimentieren. Was das pädagogisch bedeutet, machte Rektorin Beate Wagner deutlich. Reale Problemstellungen seien um ein Vielfaches spannender und motivierender als theoretische Abhandlungen in der Schule, die dann oft in der Frage gipfelt „Wozu lernen wir das?“ In der Praxis erübrigt sie sich. „Mit großem Respekt“ vor der Leistung der Schüler und der Begeisterungsfähigkeit von Mentor Bäuerle übergab Sparkassendirektor Ulrich Feuerstein Rektorin Wagner 3000 Euro für den Förderverein der Schule, damit dieses Projekt weitergehe. Die Veranstaltung habe gezeigt, so Feuerstein, dass einem vor der Zukunft nicht bange sein muss. In der Pause umstellt war das in der Laufener Möbelmanufaktur Jonny Brändlin gefertigte Sideboard, das mit dem Sound einer neuartigen Lautsprecher-Technik (In-akustik Ballrechten-Dottingen) und einer Beleuchtungsneuheit faszinierte. Einen kulturgeschichtlichen Bogen zum Thema Licht und Ton vom Alten Testament über Dante und Goethe bis zur heutigen Wissenschaft schlug sehr unterhaltsam Schlossdirektor Ehrenfried Kluckert.