„Lasst alle Kinder Kinder sein“

Klasse des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums gewinnt einen Preis der GEW.

Mi, 26. März 2014
Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung
von: Frederik Mayer


Neben dem Verkauf von Fair Trade-Schokolade komponierten Christian Moritz (rechts) und seine Klassenkameraden bei ihrem Projekt gegen Kinderarbeit auch das Lied „Never ending Story“. Foto: Frederik Mayer

SG gegen Kinderarbeit„It’s sadly, the never ending Story“ – sie ist traurig, die unendliche Geschichte. Mit diesen Worten beendet Christian Moritz seinen Song, in dem es allerdings nicht um den Jungen Bastian Balthasar Bux oder den Glücksdrachen Fuchur aus Michael Endes Fantasy-Roman geht. In dem Lied werden ganz reale Themen behandelt. Es werden Kinder besungen, die Steine schleppen, Tabak ernten oder in Afrikas Minen schuften – kurz: Es geht um Kinderarbeiter, um Kinder, die keine sein dürfen.

Im Refrain appelliert Christian Moritz an die Leute, mehr fair gehandelte Lebensmittel zu kaufen. Der Schüler der ersten Klasse der Kurstufe eins des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums Müllheim hat sowohl den Liedtext als auch die Melodie selbst geschrieben, obwohl es nicht einmal einen Musikkurs gebe, wie er anmerkt. Beim Vortrag wird er unterstützt von seinen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden sowie von Thorsten Schneider und Heiko Glatz, zwei seiner Lehrer, die ihn mit Klavier und Cello begleiten. Die Gesangsaufführung bildet einen eindrucksvollen Rahmen für die kleine Zeremonie, die an diesem Vormittag in der Georg-Kerschensteiner-Schule stattfindet. Zum vorläufigen Abschluss des Projekts „C!LAKKS – Change! Lasst Alle Kinder Kinder Sein“ übergeben die Schüler einen Scheck über 1000 Euro an den Verein Tukolere Wamu. Die Spende wird in den Bau eines Mädchenhostels in Luwero in Zentraluganda fließen und den den Mädchen die regelmäßige Teilnahme am Schulunterricht ermöglicht.

Das Projekt „C!LAKKS“ ist genau vor einem Jahr entstanden, als die Lehrerin Ferda Nunninger im Ethikunterricht mit ihren Schülern das Thema Menschenrechte durchnahm. Sie war dabei zufällig auf einen Ideenwettbewerb der GEW-Stiftung „fair childhood“ aufmerksam geworden, der das Thema Kinderarbeit in die Schulen, Kitas und Hochschulen tragen soll. Gesucht waren Ideen, wie jede und jeder Einzelne dazu beitragen kann, Kinderarbeit zu unterbinden und andere für das Thema zu sensibilisieren.
Der Vorschlag, ein eigenes Projekt zu starten, kam in der damaligen Eingangsklasse eins gut an. Unter dem Motto „Wo viele kleine Menschen viele kleine Schritte tun, da verändert sich das Antlitz der Welt“ gingen die Schülerinnen und Schüler den Plan an, ein Bewusstsein für bewusstes und kinderarbeitsfreies Einkaufen zu fördern. So wurden neben dem Song „Never ending Story“ Artikel und Gedichte über das Thema Kinderarbeit verfasst, Lebensmittel- und Kleiderläden angeschrieben und vor allem mit Hilfe von Flyern und Aktionsständen in Müllheim die Bürger informiert und auf die menschenunwürdigen Bedingungen aufmerksam gemacht, unter denen Millionen Kinder auf der Welt zur Arbeit gezwungen werden, anstatt zur Schule gehen oder mit Freunden spielen zu können. Sogar ein eigenes Buch ließ man binden, in dem das komplette Projekt dokumentiert ist.Als der Wettbewerbszeitraum bis Ende Dezember 2013 verlängert wurde, kam die Idee auf, Fair Trade-Schokolade zu verkaufen. „Zuerst wollten wir die Schokolade sogar selbst herstellen. Wegen der Hygieneauflagen war das aber nicht möglich“, erzählt Ferda Nunninger, die mit ihrer Kollegin Inge Reitz-Kürner das Projekt betreut. Also ließ man sich die Tafeln von dem Fair Trade Unternehmen GEPA liefern und entwarf eine Verpackung, die sie als „Schokibunkers Schokolade“ aus kinderarbeitsfreiem Kakao auszeichnet. Mithilfe verschiedener Müllheimer Geschäfte und dem Weltladen Nadelöhr in Heitersheim wurden so innerhalb eines Jahres 2000 Tafeln verschiedener Geschmacksrichtungen verkauft.
Geht es nach den Schülern und Ferda Nunninger, soll mit dem Projekt noch lange nicht Schluss sein. Es soll von nun an von Klasse zu Klasse weitergereicht werden. Sodass sich wenigstens für einige Kinder die unendliche Geschichte ein glückliches Ende nimmt.
Öffentliche Wahrnehmung ist jedenfalls gewiss. Als eine von fünf Ideen wurde auch die der Müllheimer Klasse von der GEW-Stiftung ausgezeichnet, weshalb am Donnerstag sogar ein Kamerateam anwesend ist, um mit der Klasse einen Minifilm inklusive Werbespot für die Schokibunker Schokolade abzudrehen. Dieser wird bei der Preisverleihung in Stuttgart der Öffentlichkeit präsentiert werden, wo die Klasse auch live ihren Song aufführen möchte. Eventuell wird noch ein professionelles Musikvideo aufgenommen und ein Online-Shop für Schokoladenverkauf eingerichet.

Informationen zum Projekt gibt es unter http://www.changelasstallekinderkindersein.wordpress.com oder auf Facebook

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