Schule und Uni gleichzeitig?

Zwei Schülerstudenten an der GKS jonglieren erfolgreich mit dieser Herausforderung.

Ein Schülerstudium bietet die Möglichkeit, schon während der Schulzeit an Lehrveranstaltungen einer Hochschule teilzunehmen. Das Angebot richtet sich an besonders begabte und interessierte Schülerinnen und Schüler. Sie nehmen mit dem Einverständnis der Schulleitung an regulären Veranstaltungen wie Vorlesungen, Seminaren und Übungen teil und legen auch die entsprechenden Prüfungen ab. Die Schule stellt die Schülerstudierenden für den Besuch der Hochschule vom Unterricht frei. Im Gegenzug verpflichten sich die Schülerstudierenden, den versäumten Schulstoff und ihre Leistungsnachweise nachzuholen.

Die Schüler Dirk Schröder und Leon Klingele des Technischen Gymnasiums der GKS haben sich dieser Herausforderung gestellt und nutzen das Angebot erfolgreich. Dirk besucht zwar erstmal nur eine Lehrveranstaltung an der Universität, dennoch verlangt ihm dies durch den langen Weg zur Universität und den damit verbundenen Verlust von neun Schulstunden pro Woche schon einiges ab. Sein bewährter Ansatz, verpassten Unterrichtsstoff von Klassenkameraden nachzuholen und Vorlesungsaufzeichnungen zu nutzen, zeigt seinen pragmatischen Umgang mit den zeitlichen Einschränkungen. „Am liebsten hole ich mir den Stoff am Anfang nach, wenn das nächste Mal das Unterrichtsfach ansteht“, erklärt Dirk. „Und wenn ich eine Arbeit schreibe, schaue ich mir eine Aufnahme der Vorlesung auf der Lernplattform der Uni an, wenn ich zuhause bin. So kann ich die Uni-Aufgaben mit dem Schulunterricht besser koordinieren.“

Dirk Schröder aus der TGM1
Leo Klingele aus der TGM1

Leon hingegen kann „nur“ sechs Schulstunden entfallen lassen und meistert das Doppelprogramm laut eigener Angabe „geschmeidig“. Er hebt hervor, wie wichtig eine gute Koordination von Arbeiten und Vorlesungen ist, um den Schulstoff nicht zu vernachlässigen. „Es erfordert eine Menge Planung, um sicherzustellen, dass meine Arbeiten gut in meinen Zeitplan passen. Aber bisher konnte ich alle Prüfungen so legen, dass sie gut zu meinem Stundenplan passen“, sagt Leon. 
Zeitmanagement ist bei beiden Schülern ein wichtiges Thema. Um alles bewältigen zu können, strukturiert Dirk seinen Alltag, nutzt die Schulzeit effizient und reserviert bewusst Tage für Freizeit. „Wenn ich die Uni-Übungen nicht während der Schulzeit fertigbekomme, dann mache ich sie ein bis zwei Tage vor der Abgabe am Abend daheim“, erklärt Dirk. „Am Wochenende mache ich meistens nichts für die Uni, da ich diese zwei Tage Ruhe vom Schulischen wirklich brauche.“
Leon hingegen geht spontan vor. „Ich mach einfach alles, was zu tun ist, wenn ich nach Hause komme. Ich habe keinen Plan oder so“, sagt Leon. 

Bezüglich der Herausforderungen des Doppelprogramms empfinden beide Schülerstudenten den hohen Arbeitsaufwand und den Mangel an Freizeit als belastend. „Den größten Zeitaufwand fordern die schriftlichen Ausarbeitungen, die ich von der Schule aus machen muss. Ich verbringe locker viermal so lange mit schulischen Hausarbeiten als mit Aufgaben von der Uni. Im Moment bedeutet das jedes Mal, nachdem ich nach Hause gekommen bin, noch ein bis drei Stunden Arbeit.“, sagt Dirk. „Aber sobald ich diese Ausarbeitungen abgeschlossen habe, reduziert sich der Aufwand für die Uni auf etwa 2-3 Stunden pro Woche zuhause.“

Es wird deutlich, dass die zeitliche Balance zwischen Uni und Schule eine zentrale Herausforderung darstellt. Dennoch war die Entscheidung für diesen Bildungsweg für beide Schüler genau richtig. „Der Unterricht am Technischen Gymnasium besteht zu einem großen Teil aus für mich einfachen Themen oder ist teilweise nur eine Wiederholung von Themen, die ich mir selbst schon beigebracht habe“, erklärt Dirk. „Das Studium macht auf der einen Seite Spaß, da es mich im Gegensatz zum Schulunterricht fordert, und auf der anderen Seite hilft es mir festzustellen, was ich später beruflich machen will.“

Die Studienrichtungen der beiden spiegeln ihre langjährigen Interessen wider. Dirk, der Physik studiert, hatte schon vor dem Gymnasium ein tiefes Interesse an den Naturwissenschaften. Sein frühzeitiger Kontakt mit Mathe, Physik und Biologie ermöglichte es ihm, bereits umfassende Kenntnisse in diesen Fächern zu besitzen. „Als ich an das berufliche Gymnasium kam, war ich bereits um Welten den Schulstoff vor allem in Mathe und Physik voraus“, erklärt Dirk. „Die Auswahl für mein Schülerstudium beschränkte sich zwischen Physik und Mathe, da Biologie am technischen Gymnasium nicht angeboten wurde. Letztendlich entschied ich mich für Physik, weil ich es noch ein wenig interessanter fand als reine Mathematik.“
Leon, der sich für Analysis entschieden hat, zeigt sich von Kindesbeinen an an naturwissenschaftlichen Themen interessiert und konnte seine Liebe zur Mathematik bereits vor dem Studium vertiefen. „In der 9. oder 10. Klasse verstärkte sich mein Interesse an Mathe und naturwissenschaftlichen Dingen. Mathe macht mir einfach am meisten Spaß, und zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir schon relativ viel selber beigebracht. Also war Analysis die richtige Wahl für mich“, erklärt Leon.

Ein gemeinsames Element, das die beiden Schülerstudenten teilen, ist die Inspiration durch ihren Lehrer Fabijan Nedic. Seine Unterstützung und der Hinweis auf die Möglichkeit eines Schülerstudiums an der Universität Freiburg haben einen maßgeblichen Einfluss auf ihre Entscheidung gehabt. „Mein Klassenlehrer hat beim Schülerforschungszentrum einen Kurs in höherer, auf Beweise basierender Mathematik angeboten, den ich und ein Freund von mir besucht haben“, erzählt Dirk. „Herr Nedic hat Leon und mich erst überhaupt darauf aufmerksam gemacht, dass an der Universität Freiburg ein Schülerstudium möglich ist“, sagt er. 

Beide Schülerstudenten sehen in der Kombination von schulischem und universitärem Lernen eine Chance, ihre persönlichen und beruflichen Ziele zu erreichen. „Wenn man bereits weiß, was man später machen will, kann man durch den frühen Anfang das Studium früher abschließen oder zumindest den Zeitaufwand verkleinern“, erklärt Dirk. „Aber ich denke nicht, dass ich später auch Physik studieren werde, weshalb mir die absolvierten Lehrveranstaltungen bis auf die gesammelte Erfahrung wahrscheinlich nichts im späteren Studium bringen wird.“
Leon hingegen betont, dass die Vorlesungen ihm dabei helfen, sein Ziel, mehr über Mathematik zu lernen, zu erreichen. „Universitäres Lernen bringt mir wichtige Einblicke und Vorerfahrungen, die mir bei einem zukünftigen Studium und einer konkreteren Berufswahl äußerst hilfreich sein werden“, sagt Leon.

Abschließend geben die Schülerstudenten Ratschläge für andere, die ein ähnliches Doppelprogramm in Erwägung ziehen. Dirk betont die Wichtigkeit, sich das Unterfangen so angenehm wie möglich zu gestalten, um genug Freizeit zu behalten und Stress zu vermeiden. „Es kommt darauf an, warum man das machen will. Wenn es aus Interesse am Fach, Spaß beim Studieren und vielleicht zum Sammeln von Erfahrungen ist, dann sollte man es sich meiner Meinung nach so gemütlich wie möglich gestalten“, erklärt Dirk. „Damit man immer noch genug Freizeit hat und möglichst wenig Stress durch Uni und Schule bekommt.“
Leon hebt die Bedeutung der Leidenschaft an der Sache hervor und rät dazu, die Schule nicht zu vernachlässigen. „Man sollte wirklich Spaß daran haben, sonst wird es äußerst unangenehm“, betont Leon. „Und man darf nichts aufschieben, vor allem die Schule nicht.“ 

In der Badischen Zeitung erschien ebenfalls ein Artikel über Dirk und Leon. Er ist unter dem folgenden Link abrufbar:

Diese Gymnasiasten aus Müllheim besuchen Uni und Schule gleichzeitig (veröffentlicht am Do, 25. Januar 2024 um 11:29 Uhr auf badische-zeitung.de)

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