Schulkunsttage 2018 – Virtuelle Welten im Fokus

Virtuelle Welten im Fokus (veröffentlicht am Sa, 16. Juni 2018 auf badische-zeitung.de)

Von Beatrice Ehrlich

Motto der Schulkunsttage in diesem Jahr: „Natürlich-Künstlich“.

Foto: Beatrice Ehrlich“
VHS-Leiterin Stephanie Heuberger, Martina August und Christiane Cousquer von der Jugendkunstschule und Lehrerin Renate Berger (hinten v. l.) ermöglichen mit ihrem Einsatz die Schulkunsttage. Foto: Beatrice Ehrlich

MÜLLHEIM. Am Anfang stand das Interesse für technologische Entwicklungen. Echte und virtuelle Welten, die Natur in ihrer Formenvielfalt gegenüber dem Verarbeiteten, vom Menschen Geschaffenen – für Martina August, die zusammen mit der VHS-Leitung und Vertretern der Schulen das Motto für die Schulkunsttage entwickelt hat, war es vor allem dieser Gegensatz, der sie interessierte. Wie wirkt das auf Kinder, was nehmen sie wahr, wie gestalten sie ihr Zusammenleben in Zeiten von Smartphone-Kommunikation und künstlicher Intelligenz?

Ein Thema, das, so hat sie festgestellt, mit seiner abstrakten Fragestellung doch eher ältere Schüler anspricht. So wie etwa die Zwölftklässler im Religionskurs des Technischen und des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums an der Georg-Kerschensteiner-Schule, die auf Anregung ihrer Lehrerin Renate Berger in Kleingruppen eigene Projekte erarbeitet haben, die sie im Juli bei der Schulkunstausstellung in der Martinskirche vorstellen werden. Die Virtual-Reality-Brille, mit deren Hilfe gerade ein Schüler über ein virtuelles Spielbrett wandert und dort Truppen von Kämpfern gegeneinander in Stellung bringt, zieht sofort alle Blicke auf sich. Seine Bewegungen erscheinen seltsam abwesend, fast roboterhaft, er scheint völlig abgeschnitten von der Realität des Klassenzimmers und der Mitschüler. Während auf einem großen Computerbildschirm die Spielaktionen für alle sichtbar werden, nimmt den Spielenden ein anderer Schüler mit dem Smartphone auf. Das Projekt der Schülergruppe ist ambitioniert: Am Ende soll eine Video-Installation stehen, die alle Elemente beinhaltet – den Spieler, das Spiel und eine Reihe von Fragen, in denen der Schüler zu seinen Eindrücken während des Spielens Stellung nimmt.

Mädchen haben sich mit dem Thema Porträt beschäftigt und Aufnahmen einer Mitschülerin – ungeschminkt – Werbebildern von aufgedonnerten Stars wie Kim Kardashian oder Kylie Jenner gegenübergestellt. Was ist echt, was ist aufgetragen, was ist manipuliert an Frauenbildern? Mit all diesen Fragen haben sich die Schülerinnen während ihrer Arbeit am Tablet-Computer auseinandergesetzt.

Eine dritte Gruppe zerstört gerade, was nicht mehr gebraucht wird, und ruft damit die Problematik unrecycelten Elektronikschrotts in Erinnerung. Gemeinsam haben sie ein altes Laptop entkernt und lassen es nun mit verschiedenen aus Elektronikschnipseln zusammengesetzten Pflanzen zuwuchern. Über allem steht ein großer Baum mit Kabeln als Stamm, eine apokalyptische Vision von künstlicher Natur, die die echte nachbildet.

Kunst schafft Freiräume, Kunst fordert die Kreativität und gibt Crossover-Projekten Raum. Diese Idee steckt hinter den Schulkunsttagen, bei denen Schülern ermöglicht wird, mit eigenen Projekten die schulische Routine zu durchbrechen und durch die Ausstellungen an verschiedenen Orten in Müllheim mit der Öffentlichkeit in einen Dialog zu treten. Das von der Jugendkunstschule unter dem Dach der VHS Markgräflerland entwickelte Konzept beinhaltet die fachliche Begleitung künstlerischen Arbeitens in den Schulen durch eine Fachkraft aus dem Bereich Kunst oder Kunstpädagogik, die die Lehrer in den Schulen auf Wunsch begleitet und mit eigenen Impulsen unterstützt. Dazu kommt die Bereitstellung von Ausstellungsräumen wie die Martinskirche oder die Mediathek und eine Vernissage, bei der immer auch die beteiligten Kinder und Jugendlichen zu Wort kommen.

Die Ausstellungen von Müllheimer Schülern aller Schularten: Rathaus, Bismarckstraße 3, und Mediathek, Nußbaumallee 7: 5. bis 22. Juli; Martinskirche 17. bis 22. Juli sowie in Schaufenstern der Innenstadt. Die Vernissagen finden statt in der Mediathek am Donnerstag, 5. Juli, 10.30 Uhr und in der Martinskirche am Dienstag, 17. Juli, ebenfalls 10.30 Uhr.

 

Anbei noch ein paar gesammelte Eindrücke!

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