Vom Leben und Lernen am Schillerplatz

Jubiläumsfeier-100 Jahre Schillerplatz

veröffentlicht in der Badischen Zeitung am 1. Dezember 2009 von Volker Münch

100 Jahre SchillerplatzMÜLLHEIM. Das Schulgebäude am Schillerplatz hat Lehrern und Schülern manche unvergessene Momente beschert und eine wichtige Funktion zur Bildung der Landbevölkerung übernommen. Jetzt wurde das Haus, in dem heute die hauswirtschaftliche Abteilung der Georg-Kerschensteiner-Schule untergebracht ist, hundert Jahre alt. Am Samstag wurde deshalb gefeiert.

Es waren nicht nur Lehrer und Schüler, die dem Gebäude Leben einhauchten, sondern im Laufe der Jahrzehnte auch die Bewohner. Sie waren die Kinder des Hausmeisters oder Schulleiters, die teils Jahrzehnte in dem Haus verbrachten. So wurden Ida Raupp und ihre Schwester Elsbeth Schmidt dort geboren, sie lebten von 1920 bis 1965 in der ehemaligen Winterschule: als Töchter des Hausmeisters Fritz Raupp. Elf Jahre lang, von 1933 bis 1944, wohnte auch Waltrude Marget dort. Ihr Vater war bis 1942 Schulleiter.

In den Nachkriegsjahren, von 1956 bis 1965, erfüllte die neunköpfige Feldberger Familie Goetz das Haus mit Leben. Eines der Kinder, Rainer Goetz, erinnerte bei dem Fest in der Schule an die Jahre am Schillerplatz. Damals lagen Landwirtschaftsamt und Schule noch nebeneinander an dem großen Platz, der für die Kinder Aufenthalts- und Spielfläche zugleich gewesen sei. „Ich träume oft von der wundervollen Zeit in Müllheim“, betonte der heutige Oberstudienrat Rainer Goetz, der mit vielen kleinen Geschichten Einblicke ins damalige Landleben gab.

Dass sich viele ehemalige Schüler gerne an ihre Zeit in der Winterschule erinnerten, zeigte die Resonanz auf den Aufruf, zum Jubiläumsfest Fotos und Dokumente beizusteuern. „Wir waren von der Vielzahl der Leihgaben überwältigt“, bedankte sich Beate Wagner, Rektorin der Georg-Kerschensteiner-Schule, zu der die Hauswirtschaftliche Schule gehörtDie Schule sei vor hundert Jahren gebaut worden, um den Kindern eine Bildungsheimat zu geben. Im Jahr 1909 habe die Reformpädagogik ihren damaligen Höhepunkt gefunden, berichtete die Vertreterin des Schulträgers, Landrätin Dorothea Störr-Ritter. Um den Kindern auf dem Land Zugang zur Bildung zu ermöglichen, sei bereits 1866 die Winterschule gegründet worden. Die ersten Schüler seien damals im Schlachthof unterrichtet worden. Die wachsende Schülerzahl habe den Bau eines Schulhauses, die Bildung in nach Geschlechtern getrennten Klassen und unterschiedliche Lehrinhalte erfordert, betonte Störr-Ritter. Nach der Kreisreform der siebziger Jahre übernahm der neue Landkreis die Trägerschaft. Mit Blick auf zunehmende soziale Probleme und der wachsenden Pflegebedürftigkeit älter werdender Menschen erfahre die moderne Hauswirtschafts- und Pflegelehre eine neue Bedeutung, erklärte die Landrätin weiter. „Deshalb sollte die Hauswirtschaftslehre auch wieder in alle Schulen einkehren.“ Dorothea Störr-Ritter unterstrich in diesem Zusammenhang „das hervorragende Schulangebot auf hohem Niveau in Müllheim.“

Als ein imposantes Bauwerk an zentraler Stelle beschrieb Müllheims Bürgermeister René Lohs das Schulgebäude. Die Schule haben Winzern und Bauern, denen die Region ihren hervorragenden Ruf verdanke, ein entsprechendes Bildungsniveau ermöglicht. Angesichts der heutigen demografischen Entwicklung leiste die Hauswirtschaftliche Schule einen wichtigen Beitrag zur qualifizierten Familienbetreuung und Pflege. Als ehemaliger Rektor der Georg-Kerschensteiner-Schule erzählte Heinrich Rudolph aus vergangenen Jahrzehnten der Schule und die heutige Abteilungsleiterin Silke Trillhaas gab Einblicke ins aktuelle Schulleben.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner